Der Weinjahrgang
Was formt einen Weinjahrgang?
Kein Jahrgang gleicht dem anderen; Witterungsverlauf und Ertrag sind die wesentlichsten Faktoren. Im Vergleich von 2 extremen Jahrgängen – 1980 und 2011 möchten wir dies kurz darstellen:
1980 – der Alptraum eines Winzers
Unterdurchschnittliche Temperaturen über die gesamte Vegetationsperiode; stark schwankende Niederschläge mit großen Spitzen im Juni und Oktober; wenig Sonnenschein über das ganze Jahr.
Starker Traubenansatz und zu dieser Zeit noch nicht praktizierte Ertragsreduktion führten zu einer starken Reifeverzögerung. Nach Schnee und Frost zu Allerseelen wurden Trauben geringer Reife mit wenig Zucker geerntet.
Gerade bei einigen Chargen des Traminer wurde das Qualitätsweinniveau erreicht (15° KMW).
2011 – ein Wunschkonzert
Mit Ausnahme des Juli überdurchschnittliche Temperaturen; gute Niederschlagsverteilung von Mai bis September; prägnant überdurchschnittliche Sonnenscheindauer - mit Ausnahme des Juli - über das gesamte Jahr. Bevor im Oktober starke Niederschläge kamen, konnte eine mengenmäßig durchschnittliche Ernte mit sehr reifen und gesunden Trauben eingebracht werden.
Sortenansprüche
Die Sorte Welschriesling erlangt auch in durchschnittlichen oder unterdurchschnittlichen Jahren ihre typische spritzig-fruchtige Ausprägung; Rotweine, Burgunder und Traminer lieben wärmere Jahre mit viel Sonne. Die Kunst des Winzers liegt darin, Kulturzustand und Witterung laufend zu beobachten und vorausschauend die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ziel ist eine hohe Traubenqualität – gesunde Trauben ohne Schädigungen mit hohem Fruchtpotential. Hohe Traubenqualität ist Grundvoraussetzung für eine hohe Weinqualität. Aus mittelmäßigen Trauben kann nie ein Spitzenwein werden.
Der Jahrgang 2022
Wetterdaten – (keine Exaktwerte; [Durchschnittswerte in Klammer])
Monat | Temperatur (°C) | Niederschlag (mm) | Sonnenschein (h) |
Jänner | 1,2 [-1,5] | 11 [31] | 129 [75] |
Februar | 4,3 [0,1] | 16 [36] | 154 [109] |
März | 4,9 [4,7] | 20 [52] | 224 [142] |
April | 9,6 [9,9] | 70 [59] | 195 [179] |
Mai | 17,3 [14,9] | 68 [87] | 226 [222] |
Kulturentwicklung 2022
Der Jänner war überdurchschnittlich warm und sonnig bei geringem Niederschlag. Bereits am 29. Jänner setzte die Blüte der Palmweide ein.
Der Februar präsentierte sich sehr warm, sonnenreich und ebenfalls mit starkem Niederschlagsdefizit. Regelmäßige Frostnächte haben das Erwachen der Weinreben verhindert, obwohl die Natur schon auf Frühlingsstimmung umstellte.
Im März hatten wir eine Trockenperiode (von 15. Feber bis 30 März fiel kein Regen) bei extremer Sonnenscheindauer. Da die Nächte kühl waren und oft von Frost begleitet waren, wurde die Entwicklung der Rebstöcke hintangehalten. Damit ist auch die Frostgefährdung geringer.
Der April hat in allen Belangen dem normalen Witterungsverlauf entsprochen. Der Austrieb der Reben (Hauptsorten*) war gegenüber einem Normaljahr leicht verspätet.
*) Direktträger und Esstrauben haben einen wesentlich früheren Austrieb
Der Mai war um einiges wärmer als im Durchschnitt. Durch die gut verteilten Niederschläge hatten wir wüchsiges Wetter. Der Traubenansatz ist teilweise stark; er erfordert somit eine Traubenkorrektur. Der Blühzeitpunkt entspricht dem eines Normaljahres.
Phänologische Entwicklung |
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Normaljahr |
2017 |
2018 |
2019 |
2020 |
2021 |
2022 |
|
Austrieb der Rebstöcke | 20.Apr | 15.Apr | 19.Apr | 16.Apr | 13.Apr | 29. Apr |
26. Apr |
Blühbeginn | 02.Jun | 31.Mai | 23.Mai | 03.Jun | 03.Jun | 15. Jun | 03. Jun |
Einsetzen der Traubenreife | 05.Aug | 01.Aug | 16.Jul | 25.Jul | 08.Aug | 10. Aug | |
Lese (Sorte Weißburgunder) | 25.Sep | 16.Sep | 15.Sep | 22.Sep | 04. Okt | 25. Sep |
Reifeentwicklung anhand der Zuckerwerte seit 2017
Zuckergehalt in °KMW*:
|
15. Aug. |
25. Aug. |
5. Sept. |
15. Sept. |
Lese am - Gradation |
Sorte Muscaris |
|||||
2018 |
20,3° |
|
|
|
27. Aug. - 23,0° |
2019 |
14,5° |
18,4° |
21,0° |
|
05. Sept. - 21,0° |
2020 |
8,2° |
12,4° |
14,8° |
19,2° |
18. Sept. - 17,5° |
2021 |
11,4° |
14,2° |
18,5° |
|
16. Sept - 19,5° |
Sorte Weißburgunder (Synonyme: Pinot blanc; Klevner) |
|||||
2017 |
11,9° |
16,5° * |
18,6 ** |
|
16. Sept - 18,5° |
2018 |
14,7° |
15,5° |
17,5° |
|
15. Sept - 19,0° |
2019 |
11,0° |
13,6 ° |
16,5° |
17,7° |
22. Sept - 18,7° |
2020 |
--- |
11,9° |
13,8° |
16,4° |
04. Okt. - 18,0° |
2021 |
--- |
11,6° |
15,4° |
18,0° |
25. Sept. – 19,1° |
Sorte Chardonnay (Synonyme: Morillon) |
|||||
2017 |
13,3° |
16,3° * |
18,1° ** |
|
gemeinsam mit Weißb.+ |
2018 |
14,3° |
16,2° |
17,1° |
|
gemeinsam mit Weißb. |
2019 |
11,0° |
14,2° |
16,8° |
17,6° |
gemeinsam mit Weißb. |
2020 |
--- |
11,8° |
13,4° |
16,0° |
gemeinsam mit Weißb. |
2021 |
--- |
13,2° |
15,6° |
18,2° |
gemeinsam mit Weißb. |
Sorte Ruländer (Synonyme: Pinot gris; Grauburgunder; Grauer Mönch) |
|||||
2017 |
13,9° |
17,5° * |
18,6° ** |
|
gemeinsam mit Weißb.+ |
2018 |
15,5 |
17,6° |
18,3° |
|
gemeinsam mit Weißb. |
2019 |
12,8° |
15,4° |
17,2° |
19,0° |
gemeinsam mit Weißb. |
2020 |
9,4° |
12,9° |
14,2° |
17,9° |
gemeinsam mit Weißb. |
2021 |
10,2° |
13,0° |
16,8° |
19,0° |
gemeinsam mit Weißb. |
*) 29. August
**) 09. September
+) Lesegradation umfasst Gesamternte der Burgundercuvee
Säurewerte am 05. September 2021: WB 12,4 g/l (2020: 11.5 g/l)
Muscaris 10,6 g/l (2020: 12,0 g/l)
Zwischenmessung Muscaris am 10. September 2021: 20,8° KMW: 8,8‰
Der Jahrgang 2021
Wetterdaten – (keine Exaktwerte; [Durchschnittswerte in Klammer])
Monat
|
Temperatur (°C)
|
Niederschlag (mm)
|
Sonnenschein (h)
|
---|---|---|---|
Jänner |
1,0 [-1,5] |
29 [31] |
78 [75] |
Februar |
3,9 [0,1] |
21 [36] |
162 [109] |
März |
5,8 [4,7] |
9 [52] |
195 [142] |
April |
8,7 [9,9] |
38 [59] |
171 [179] |
Mai |
13,5 [14,9] |
141 [87] |
181 [222] |
Juni |
21,6 [18,4] |
43 [116] |
333 [221] |
Juli |
22,4 [20,4] |
53 [101] |
278 [258] |
August |
20,1 [19,1] |
87 [111] |
228 [237] |
September |
16,7 [14,8] |
37 mm [83] |
227 Std [178] |
Oktober |
10,0 [9,5] |
38 mm [66] |
155 Std [130] |
November |
4,9 [3,9] |
77 mm [61] |
77 Std [74] |
Dezember |
1,2 [-0,5] |
64 mm [53] |
87 Std [55] |
Kulturentwicklung 2021
Die Wintermonate haben ausreichend Winterfeuchte gebracht. Anfang Jänner gab es nach mehreren Jahren wieder die Möglichkeit einer Eisweinlese - ein Betrieb aus unserer Gemeinde hat dies gewagt. Dabei muss die Temperatur bei der Lese unter -7°C liegen. Längere Frostperioden gab es jedoch nicht - dies wäre für die Reduktion von Schadinsekten und Milben von Vorteil gewesen.
Der Februar präsentierte sich bereits sehr warm und sonnenreich. Durch regelmäßige Frostnächte wurde die Wachstumsstimulation jedoch gebremst.
Der März präsentierte sich mit viel Sonne und wenig Regen. Durch regelmäßige Frostnächte verzögerte sich die Entwicklung der Rebstöcke. Dadurch war auch keine Spätfrostgefährdung gegeben.
Der April war kühl und trocken. Die Rebstöcke gingen spät in Saft (Beginn des Saftstromes). Auch der Austrieb erfolgte schon lange nicht so spät.
Ein kühler und feuchter Mai hat die Vegetationsentwicklung weiter gebremst. Die kühlen Nachttemperaturen haben kaum Pilzinfektionen zugelassen. Durch sehr hohe Niederschläge im Mai ist eine Wachstumsexplosion bei steigenden Temperaturen zu erwarten.
Die Blüte der Edelrebsorten hat heuer sehr spät - wie seit 30 Jahren nicht mehr - eingesetzt. Damit dürfte die Weinlese heuer bis weit in den Oktober hineinreichen.
Der Juni lag im Temperaturverlauf 3°C über dem Durchschnitt, die Sonnenscheindauer lag mit 333 Stunden um 50% über dem Durchschnitt (Rekord für Juni). In Verbindung mit dem Regenüberschuss vom Mai führte dies zu einer explosionsartigen Entwicklung der Rebkulturen, sodass die Winzer mit der Laubarbeit kaum nachkommen konnten.
Auch mit dem sehr warmen, sonnenreichen Juli konnte ein Teil des Entwicklungsrückstandes aufgeholt werden. Die Trockenheit kann Weinkulturen kaum etwas anhaben - das Rebwachstum war weiterhin stark.
Auch im August setzte sich die Entwicklung fort, sodass die ersten Zuckermessungen zeigten, dass der Entwicklungsrückstand zum Vorjahr aufgeholt war. (siehe Reifeentwicklung)
Der August war leicht über-temperiert, wobei die letzte Woche stark unterkühlt war. Bei durchschnittlicher Sonnenscheindauer wies auch der dritte Sommermonat ein Niederschlagsdefizit auf.
Der Sommer war somit überdurchschnittlich warm (+1,9°), sonnenreich (+123 Std.) und niederschlagsarm (-147mm). Der Entwicklungsrückstand zum Jahr 2020 wurde dadurch ausgeglichen. Zum Stand von Ende August zeichnet sich ein Normaljahr ab. Die Trauben befinden sich in gutem Gesundheitszustand.
Das ausgehende Jahr präsentierte sich mit überdurchschnittlichen Niederschlägen, teilweise in Form von Schnee. Damit werden die Feuchtigkeitsspeicher gefüllt. Ebenso gab es relativ viel Sonne.
Eine gute Holzreife reduziert die Gefahr von Winterfrostschäden.
Allgemeine Entwicklung (Erweiterung)
Der Reifeverlauf war heuer ein Wunschkonzert. September und Oktober waren sehr trocken (unter 50% der normalen Niederschlagsmenge). Der Temperaturverlauf zeichnete sich durch warme Tage und kühle Nächte aus; Hitzephasen blieben aus. Auch in der Sonnenscheindauer waren wir überdurchschnittlich versorgt. Die Trauben blieben bis zur Lese sehr gesund. Sie erreichten eine schöne physiologische Reife und eine optimale Zuckerreife. Überrascht hat der Mitte August einsetzende rasche Reifeverlauf. Gründe hierfür waren: äußerst gesundes Laub im gesamten Reifezeitraum; fast keine Trauben der 2. Generation (Geiztrauben; ugs. „Winterhöll“)
Lese der Sorte Muscaris 2021
Am 16. September 2021 wurde die Sorte Muscaris gelesen.
Leseergebnis:
750 kg Trauben
19,5° KMW
7,1 g Säure/l (‰)
3,15 pH-Wert
Lese der Burgundersorten
Die Lese erfolgte am 25. September.
Leseergebnis:
1.620 kg Trauben
19,1° KMW
7,2 g Säure/l (‰)
3,14 pH-Wert
Heuer wurde am auch eine Teilmenge für die Sektherstellung gelesen. Trauben der Terrassen und Trauben geringerer Reife vom Weißburgunder und Chardonnay wurden dafür verwendet.
Lese der Trauben für den Sekt
Lesedatum: 22. September
Erntemenge: 500 kg
300 Liter Traubenmost (Ganztraubenpressung)
Zuckergehalt: 17° KMW
Säurewert: 8,0 g/l
pH-Wert: 3,00
Die Sektherstellung erfolgt nach Regeln der Champagnermethode. Die ersten Flaschen werden bis März / April 2023 verfügbar sein.
Reifeentwicklung anhand der Zuckermessungen seit 2017
Details zur Reifeentwicklung
Der Jahrgang 2020 Hier finden Sie die Details der Wetterdaten und der Kulturentwicklung zum Jahrgang 2020 als PDF-Datei zum Download:
Details der Wetterdaten zum Jahrgang 2020
Der Jahrgang 2019 Hier finden Sie die Details der Wetterdaten und der Kulturentwicklung zum Jahrgang 2019 als PDF-Datei zum Download:
Details der Wetterdaten zum Jahrgang 2019
Der Jahrgang 2018 Hier finden Sie die Details der Wetterdaten und der Kulturentwicklung zum Jahrgang 2018 als PDF-Datei zum Download:
Details der Wetterdaten zum Jahrgang 2018
Der Jahrgang 2017 Hier finden Sie die Details der Wetterdaten und der Kulturentwicklung zum Jahrgang 2017 als PDF-Datei zum Download:
Details der Wetterdaten zum Jahrgang 2017
Der Jahrgang 2016 Hier finden Sie die Details der Wetterdaten und der Kulturentwicklung zum Jahrgang 2016 als PDF-Datei zum Download:
Details der Wetterdaten zum Jahrgang 2016